Seit 2021 forsche ich zu Bewegungsgeschichten von queeren migrantischen, Schwarzen und of Color Aktivist*innen in Deutschland. Während schwule, lesbische, trans und queere Bewegungsgeschichten in Deutschland im öffentlichen Bewusstsein vor allem weiß erinnert werden, sind migrantisch-antirassistische Kämpfe oftmals cis geschlechtlich und hetero(normativ) historisiert. Dem setzt mein Projekt die widerständigen Erinnerungen von queeren Schwarzen Menschen und People of Color entgegen. Es stellt QTIBIPoC Aktivist*innen und Künstler*innen in den Fokus, die sich der Spaltung und künstlichen Gegenüberstellung von queeren und antirassistischen Interessen entziehen, sich ihr widersetzen und sie unterwandern; die eigene Räume, Kollektive und politische Praxen schufen und schaffen. Dabei geht es nicht nur darum, „andere“ Geschichten zu erzählen, sondern auch Geschichte selbst „anders“ zu erzählen: Widerständig, manchmal widersprüchlich, immer persönlich und vielstimmig.
Seit Ende 2021 arbeite ich eng mit dem Schwules Museum Berlin und seit Februar 2023 mit dem Projekt „Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe“ (Ver/Sa) zusammen. Ver/sammeln ist der kollektive Versuch, die verschiedenen Erfahrungen und Perspektiven antirassistischer Widerstandsgeschichte derer, die von Rassismus betroffen, erfahren, adressiert, markiert oder gemeint sind, zugänglich zu machen. Im Schwules Museum Berlin arbeite ich die Archivbestände zu migrantischen und BIPoC Communities auf. Diese waren für die Entwicklung meines Projektes wesentlich. Dieser Aufarbeitungsprozess soll künftige Forschungsvorhaben erleichtern, und intersektionale Bewegungserinnerungen zugänglicher machen.
„Nicht die Ersten“ Bewegungsgeschichten von Queers of Color in Deutschland
In enger Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von queeren Schwarzen und of Color Aktivist*innen und Künstler*innen, mit ‚Elders‘ verschiedener Generationen, ist über die Jahre ein breites Erinnerungsprojekt entstanden. Dank der Unterstützung durch ver/sammeln und das Schwules Museum ist daraus unter anderem ein Sammelband zu QTIBIPoC Bewegungsgeschichten in Deutschland entstanden, der im September 2024 im Verlag Assoziation A unter meiner Herausgeber*innenschaft erscheint.
Mit Beiträgen von: Amir Saëmian, Birol Işık, Cihangir Gümüstürkmen, İpek İpekçioğlu, Jasco Viefhues, Jasmin Eding, Jin Haritaworn, Katharina Oguntoye, Koray Yılmaz-Günay, Mina Jawad, Newroz Çelik, Paisley Dalton, Saideh Saadat-Lendle, Sarnt Utamachote, Thao Ho, Tsepo Bollwinkel-Keele, Wassan Ali, Zezé Soares und mir selbst.
»Nicht die Ersten« versammelt Bewegungsgeschichten queerer Schwarzer Menschen und People of Color in Deutschland von den 1980er-Jahren bis heute. Dabei rücken die Erzählungen von Zeitzeug*innen selbst in den Fokus der Geschichtsschreibung. Der Band archiviert Kämpfe von Queers of Color, von »Elders«, von Vorbildern. Die Texte geben Zeugnis und Inspiration für gegenwärtige und zukünftige Generationen von Queers of Color in ihren Kämpfen gegen Kapitalismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit, Sexismus und für emanzipatorische Freiräume.