Organizing • Moderation • Vorträge • Workshops
Meine breiten Erfahrungen im Community Organizing, der Prozess- und Veranstaltungsmoderation sowie meine fachthematische Expertise bringe ich als politische*r Bildner*in ein. Meine Arbeit richtet sich an Kollektive, zivilgesellschaftliche Organisationen, Institutionen und Veranstalter*innen.
Moderation
Ich moderiere Veranstaltungsformate und Prozesse. Vom Plenum über den Gruppenkonflikt über die krative Prozesswerkstatt oder die Podiumsdiskussion bis hin zum Festival oder die Kongresstagung habe ich vielfältige Erfahrungen in der Moderation. Ich biete qualifizierte Moderationen sowohl live als auch digital an.
Organizing
Ich habe mehrjährige Erfahrung im community organizing und im Aufbau von Communityzentren. Diese Expertise biete ich Gruppen und Kollektiven an, begleite, unterstütze und gestalte Prozesse mit. Dabei liegt ein besonderer Fokus bei intersektionalen und machtkritischen Anätzen in der Organizing-Praxis.
Vorträge (Auswahl)
Ich habe in der Vergangenheit u.a. folgende Vorträge gehalten:
Kämpfe verbinden? Klassenkämpfe, Antirassismen und queere Emanzipationen in Deutschland.
im Rahmen der Dezembertagung „Klassismus“ in der Akademie Waldschlösschen (Rheinhausen bei Göttingen), Dezember 2023
Vortragsbeschreibung
»Brüder und Schwestern, warm oder nicht, Kapitalismus bekämpfen ist unsere Pflicht!« heißt es auf einer der wohl bekanntesten Aufnahmen von Martin Dannecker, aufgenommen am 29. April 1972, im Zuge der ersten Schwulendemonstration der BRD. Die Klassenfrage war für die westdeutsche Schwulenbewegung der 1970er Jahre maßgeblich. So mündete eine Theoriedebatte um die Frage des »richtigen« Klassenverständnisses schon wenige Jahre nach der Gründung der Homosexuellen Aktion Westberlin zu ihrer Spaltung. In der als Tuntenstreit bekannt gewordenen Auseinandersetzung ging es vor allem um die Verortung der Schwulenbewegung hinsichtlich der Klassenfrage. War die Sexualunterdrückung ein Ausdruck bürgerlicher Herrschaft, oder handelte es sich doch eher um prä-kapitalistische gesellschaftliche Widersprüche, die sich mit dem Fortschreiten der kapitalistischen Produktionsweise von selbst auflösen würden?
Nach AIDS war es schließlich der Mauerfall, der auch »die Wende« für die Ausrichtung der Schwulen- wie auch der Lesbenbewegung brachte. An die Stelle einer radikalen Bewegung rückte eine schwul-lesbische Bürgerrechtsbewegung, dessen Vertretern die Kämpfe der 1970er Jahre »alte ideologische Grabenkämpfe« waren, an dessen Stelle »Pragmatismus« gerückt sei. Homoehe statt Klassenkampf, Bürgerrechte statt Emanzipation. Im August 1992 feierte der schwul-lesbische Integrationismus mit der »Aktion Standesamt« seinen Siegeszug. Im selben Monat fand in Rostock-Lichtenhagen das erste Pogrom nach dem Ende der NS-Diktatur statt. Schwarze Menschen und People of Color, Jüd*innen, Migrant*innen und geflüchtete Menschen wurden wieder zur Zielscheibe und zum Feindbild erklärt: Im Parlament mit der de facto Abschaffung des Rechts auf Asyl im Asylkompromiss im Dezember 1992, und auf den Straßen in Solingen, Mölln, Hoyerswerda und an unzähligen anderen Orten. Die Schwarze Poetin May Ayim erinnerte sich an die Nacht des Mauerfalls 1989 und das Wendejahr 1990: »Wir spürten, dass mit der bevorstehenden innerdeutschen Vereinigung eine zunehmende Abgrenzung nach Außen einhergehen würde – ein Außen, dass uns einschließen würde. Unsere Beteiligung am Fest war nicht gefragt.«
Fragen von schwul-lesbischen auf Integration orientierten Bürgerrechtsorganisationen gerieten immer stärker in einen Widerspruch zur Notwendigkeit eines widerständen, militanten Antirassismus und Antifaschismus, und der sich immer weiter zuspitzenden Klassenfrage im Angesicht des Siegeszugs des neoliberalen Kapitalismus nach dem Fall von DDR und Sowjetunion. In diesem Spannungsfeld entstanden in den späten 1980ern und den 1990er Jahren die ersten Versuche, die intersektionalen Lebensrealitäten von queeren Migrant*innen, Schwarzen Menschen und People of Color zum Thema zu machen, und sozialen Einschluss für QTIBIPoC zu ermöglichen. Daran knüpfen auch heute radikale queere Schwarze und of Color Aktivismen an, die unter anderem unablässig die neoliberale Überformung und den strukturellen Rassismus von »Christopher Street Days« lautstark zum Thema machen, und re-politisierte Gegenräume entwerfen.
Hier kann eine Queer of Color Kritikperspektive im deutschen Kontext ansetzen: Auf der Grundlage einer dialektischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der konstruierten Gegensatzbeziehungen von Klasse, Rassismus, und Geschlecht/Sexualität in Deutschland entfaltet der Vortrag ein materialistisches Intersektionalitätsverständnis, das auch nach Erklärungen für die neue Qualität antiqueerer und rassistischer Gewalt in der Gegenwart sucht. Der Vortrag sucht dabei nach einer Aktualisierung der auch im Tuntenstreit aufgeworfenen Frage: Welche Rolle spielen intersektionale Ungleichheitsverhältnisse für die gegenwärtige kapitalistische Produktionsweise, und auf welche Weise können Kämpfe um Emanzipation und Umverteilung mit einander in Beziehung gesetzt werden?
Decolonizing queer histories in Germany? A queer of Color critique of the racial politics of German gay integrationism
Presentation at the 16th EISA Pan-European Conference on International Relations, September 2023
Vortragsbeschreibung
Queer movements in Germany have largely been historicized as white. In fact, there is no doubt that most of the participants in groups and networks that arouse in the early 1970s were not only white, but middle class and of a higher educational background. Migrant, Black and queer histories by people of Color remain largely untold and invisible until today. Migrants, as well as racialized people as a whole, are in turn constructed as heterosexual labor forces. Queer politics and antiracism / pro migration activism stand in what seems to be a contradiction to each other, contrasting the interests of migrants and BIPoC with those of queer people. As Jasbir Puar famously described as »homonationalism« after 9/11, the figure of the (Muslim) migrant became synonymous to a threat for queer liberties in the West. The construction of the migrant as homophobic and sexist becomes an element in the reproduction of Eurocentrism and the global labor market division. In the German context, the construction of the apparent contradiction between queer and migration politics was crucial to the revival of nationalism and a »unified« German national identity after the fall of the wall. On the one hand, a gay civil rights movement replaced the radical politics of the 1970s and 1980s gay and lesbian activism and quickly became a relevant part of political discourse. This lead to the introduction of civil marriage in 2001 and, ultimately, to marriage equality in 2017. On the other hand, the fall of the wall lead to a series of racist terror attacks against migrants and BIPoC in Germany, as well as new and massively restrictive migration and asylum laws as in the »Asylkompromiss« 1991/92. In fact, while in August 1992 the largest pogrom against racialized people after the end of Nazism took place in Rostock-Lichtenhagen, the gay and lesbian civil rights movement set a milestone for its own political inclusion with a flashmob for marriage equality, called »Aktion Standesamt«. Against this background, the possibility of intersectionality seemed intangible. Therefore, the paper seeks to throw light onto the »impossible«, discussing the histories and politics of queer migrant and BIPoC movements and how they are memorized and forgotten within and beyond the movements’ archives.
Reclaiming Pride? Intersektionaler Aktivismus und politische Intervention
gemeinsam mit Achan Malonda im Rahmen der Ringvorlesung “De- and Reconstructing LGBTI*Q Politics in a Postcolonial World” an der Philipps-Universität Marburg, Juli 2023
Vortragsbeschreibung
Im Sommer 2021 rief das Kollektiv QTI*BIPoC UNITED aus Berlin zu einer Intervention in die weißgewaschene und kommerzialisierte Pride – bzw. CSD-Saison auf. Unter dem Aufruf „Reclaiming Pride“ (Pride zurückerobern) gingen über 2500 Menschen gemeinsam mit den Aktivist*innen des migrantisch-antirassistischen und queeren Kollektivs auf die Straße, um einen Impuls für intersektionale Politiken zu setzen, und in das neoliberal-identitätspolitische Gegeneinanderausspielen von Antirassismen, Klassenpolitiken und queeren Politiken zu intervenieren. Im Folgejahr rief das Kollektiv vor dem Hintergrund rassistischer Entgleisungen durch den Vorstand des kommerziellen Christopher-Street-Days in Berlin gar dazu auf, die sogenannte „Pride-Saison“ zu verwerfen, da sie für solidarische Politik keinen Raum mehr biete. Der Verein hatte zuvor dem Kollektiv kurzerhand die Verleihung des „Soul of Stonewall Awards“ verweigert. In dem Vortrag diskutieren Künstlerin Achan Malonda und Politik- und Sozialwissenschaftler*in Tarek Shukrallah, beide Gründungsmitglieder des Kollektivs, über Chancen und Probleme intersektionaler Politiken in Deutschland. Wie lässt sich Intersektionalität für den deutschsprachigen Kontext übersetzen, ohne, dass der Begriff seinem radikalen Potenzial und seiner Verortung in der Schwarzen feministischen Bewegung entrissen wird? Was kann ein intersektionaler Anspruch an eine transformative politische Praxis bedeuten? Worin besteht Potenzial für intersektionale Bündnispolitiken?
Queer BIPoC activist history in Germany – reading “along the grain” in queer archives of emotions”?
Contribution to the »Thinking and Doing Intersectionality in/from Africa« Workshop in Bayreuth, 17th-19th October 2022
Vortragsbeschreibung
The input reflects on the embodied experiences of researching racialized histories in a white queer movement archive, and links it to intersectional and decolonial critique.
Opposing capitalist politics: Learning form historical gay and lesbian class politics
mit Dr.in Inga Nüthen im Rahmen der European Conference on Politics and Gender, Ljubljana, Juli 2022.
Vortragsbeschreibung
Since the publication of Didier Eriborn’s monography “Returning to Reims” in 2018, a broad debate on class politics has resurfaced in political movements and critical academia in the global north. The debate ranges from theorizing intersectional class politics (Bohrer, 2019) onto a call to return to reject feminist, queer and antiracist politics to “return” to class as the only contradiction in capitalism (Wagenknecht, 2021). These debates find their simplified expression in the apparent contradiction of class- versus identity politics. Even though the debate seems heated and largely polarized in the contemporary, it is not new at all. In fact, questions of intersectionality and class analysis, of emancipation and class struggle, have always been elementary to left-leaning analysis (Susemichel & Kastner, 2020). With our contribution, we want to investigate two historical examples of lesbian and gay class politics in the global north and thereupon discuss possible learnings for theory and praxis.
Filling the blanks? Intersectionality and History-Making in the German Gay Liberation Movement.
Vortrag für die ATGender Konferenz 2022 Milano (entfallen)
Vortragsbeschreibung
The history of a gay movement in Germany as it has become part of public memory, usually dates back to the publication of Rosa von Praunheim’s film «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt» in 1971 (von Praunheim, 2012). The film, a radical critique of «homophile» and gay community in the 1960s, lead to the foundation of numerous leftist gay groups throughout the country (Pretzel et al., 2012). These groups can be understood as situated within the New Left in Germany and the students movement (Shukrallah, 2021). However, 50 years later, the movement’s success shows some ambiguities. On the one hand, the necessary civil rights discourse has led to a complete decriminalization of homosexuality, to marriage equality and diversity politics that are to the profit of parts of the community. However, mostly poor and racialized parts of the community yet do not have access to those goods and are rendered to the margins of the community. In fact, the question of class as it was posed in the 1970s seems to have vanished from popular discourse as well as the collective memory of the movement. Moreover, looking into the history of gay movement in Germany conveys the image of an exclusively white movement. Post- and decolonial theory (amongst others Fanon, 2001; Lugones, 2007; Quijano, 2000) argues that the lack of historicity for racialized, subordinated people is a central dynamic of capitalist modernity. An excavation of marginalized histories can, in that sense, be understood as a subversive act that contributes to an enriched memory of a social movement. Therefore, the input will focus on the historical connections between the New Left’s orientation on class struggle and the gay movement, as well as the historical perspectives of non-white gay activists in Germany and analyze them against the background of materialist and intersectional theory.
Emanzipiert kämpfen: Identitätspolitik und radikale Solidarität
Vortrag im Rahmen der radical pride week in Leipzig (2021) der Gruppe „queering defaults“
Vortragsbeschreibung
»Identitätspolitik« ist als populistischer Kampfbegriff gegen Forderungen gegenwärtiger sozialer Bewegungen in aller Munde. Insbesondere Anerkennungskämpfe geraten in das Visier eines Wochenendfeuilletonismus der sich oft auch allgemein gegen den Aktivismus queerer, migrantischer, antirassistischer, Schwarzer, jüdischer, umweltpolitischer Bewegungen richtet. In linken Zusammenhängen formiert sich hinter dem Vorwurf Identitätspolitik besonders häufig die Forderung nach der Rückkehr zum Hauptwiderspruch zwischen Kapital und einem phantasierten weißen cis-heterosexuellen Fabrikarbeiters. Querfrontler*innen wollen Identitätspolitik verworfen wissen, und verweisen auf den Nationalstaat. Indes kann ein linkes Intersektionalitätsverständnis auf die Verwobenheit der gesellschaftlichen Ausgrenzungs- und Ausbeutungsverhältnisse verweisen und gleichzeitig liberalen „gläserne Decke“ Ansätzen Politiken radikaler Solidarität entgegensetzen. Dem Spannungsfeld und möglichen Ansatzpunkten für eine radikal solidarische identitäts- weil klassenpolitische Praxis möchte der Vortrag auf den Grund gehen. Dabei möchten wir in ein offenes solidarisches Gespräch treten.
Ist Anerkennungspolitik wirklich nicht klassenpolitisch?
In welchem Verhältnis stehen emanzipatorische Queerpolitiken zu integrationistischen Ansätzen?
Wie und wo finden wir zu einer gemeinsamen radikalen solidarischen Praxis, die die Grenzen unserer Zurichtungen überwindet und gemeinsame Kämpfe aller die geknechtet und entrechtet sind möglich macht?
QTIBIPOC gegen Kapitalismus. Was Rassismus und Queerfeindlichkeit mit Ausbeutung zu tun hat
Vortrag im Rahmen der Bildungsakademie der Gruppe Queeraspora Bremen, September 2021
Vortragsbeschreibung
Der Vortrag leitet in Grundlagen der Intersektionalität und Kolonialiätskritik ein und wirft Licht auf Kämpfe von Queers of Color. Dabei wird deutlich, dass emanzipatorische Kämpfe immer zugleich Klassenverhältnisse, Rassismus und Geschlechterverhältnisse in den Blick nehmen müssen.